Lange Schlossnacht gewährte Einblick in die über 400-jährige Historie des Tauchaer Rittergutsschlosses
Gewandgruppe des SchlossvereinsDie Tauchaer kennen Jürgen Ullrich, den Vorsitzenden des Schlossvereins als Nachtwächter Johann Christoph Meißner. Doch zur langen Schlossnacht am vergangenem Sonnabend schlüpfte Ullrich in die Rolle des Burgvogts Heinrich Herzogk. Genauso wie Meißner ist auch die Person von Heinrich Herzogk historisch verbürgt. Er war um ca. 1530 der Prokurist und Verwalter des Rittergutsschlosses im Auftrag seines Herrn Wilhem (d.Ä.) von Haugwitz. Herzogk musste zusammen mit 43 Mägden und 20 Knechten das Leben auf dem Rittergutsschloss organisieren.. Mit Blick auf den Brunnen des Schlosshofes, den es wahrscheinlich damals noch nicht gab, zog er den Hut vor der enormen schweren Arbeit hauptsächlich der Mägde, die das Wasser von der Parthe auf das Schloss tragen mussten. Der wenigstens 400 Jahre alte Schlossbrunnen, der bei Aufräumungsarbeiten eher zufällig entdeckt wurde, ist "ein Stück originales Mittelalter", verkündete Ullrich stolz. Immerhin hat sein Wasser fast Trinkwasserqualität, wie entsprechende Untersuchungen vor kurzem bestätigten. Das Schloss wurde in seiner über 400-jährigen Geschichte vorallem landwirtschaftlich, als Schweinemastnalage genutzt. Seit 1569 wird auf dem Schlossberg auch Wein angebaut. Auch wenn heute nach einer EU-Verordnung nur noch auf einer Fläche von 100 m2 Wein sortengleich angebaut werden darf, können doch immerhin noch ca. 150 Flaschen abgefüllt werden, wusste Jürgen Ullrich zu berichten. Die Gäste konnten sich davon überzeugen und einen roten Dornfelder aus dem Jahre 2009 nicht nur verkosten, auch mitnehmen. Jeder Jahrgang hat ein besonderes Etikett und die sind z.T. auch signiert, z.B. vom sächsichen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich.

Nachdem Rundgang erwartete die Besucher eine originale mittelalterliche (Soljanka-) Suppe. Doch das Rezept der wohlschmeckenden Suppe wollte die Frauen der Gewandgruppe des Schlossvereins, welche die Suppe gekocht haben, mit dem Verweis auf eine anwesende Kräuterhexe nicht Preis geben. Die Gewandgruppe um Uta Holst zelebrierte dann in der Kulturscheune eine mittelalterliche Modenschau und informierte über mittelalterliche Kleidung und Mode sowie deren Herstellung. Darüber hinaus präsentierten sie einen mittelalterlichen Tanz. "Das mit dem Tanzen hat sich so zufällig ergeben", meinte Uta Holst dazu und dankte insbesondere Susanne Ullrich - der Frau des Schlossvereinsvorsitzenden - für das ehrenamtliche Nähen der Kostüme. Zu vorgerückter Stunde wurde es dann noch schaurig. Der Scharfrichter, dargestellt von Jan Ullrich, hatte seinen Auftritt und erläuterte mittelalterlich Foltermethoden. Dabei bestand er auf der Feststellung, Urteile nur vollstrecht aber niemals jemanden erhängt zu haben.

Leider kamen am Ende nur 15 Personen, König Fußball zollte da wohl seinen Tribut. "Natürlich hätten wir uns über mehr Gäste gefreut, aber es ist wie es ist", war das Resümee des Schlossvereinsvorsitzenden, der die Schlossnacht wie auch die vor kurzem stattgefundene Museumsnacht als Angebot versteht, sich mit dem Areal auseinanderzusetzen.

Veröffentlicht am 16.06.12 auf www.taucha-online.de