Natürlich mit viel Energie
Schauspielerin Annekathrin Bürger zu Gast in der Talkrunde Blaue Stunde in Taucha

Tobias Meier und Annekathrin Bürger auf den Terassen im cafe esprit Im April ist sie 75 geworden und zu ihrem Geburtstag hat sich Annekathrin Bürger einen Wunsch erfüllt: Da erschien ihre erste CD "Liebe ist das schönste Gift" mit Liebeslyrik und Liedern um die Liebe, ausschließlich von Frauen gemacht. Die Schauspielerin war Mittwochabend Gast der 38. Blauen Stunde des Kunst- und Kulturvereins Taucha. Schlagfertig und auf natürliche Art und Weise unterhielt sie sich mit Moderator Tobias Meier, erzählte von ihrer Kindheit in Dessau, ihrem Vater Heinz Rammelt, der Maler und Grafiker war, sowie ihrem Anfang am Theater in Bernburg, wo Hans-Joachim Preil Theaterleiter war und sie Bühnenbildassistentin. Unwillkürlich kam sie auf ihre Familiengeschichten, das Buch "Geliebte Ostsee" zu sprechen. Mit ihrer Schwägerin Christine Rammelt-Hadelich beschreibt sie darin anekdotenhaft ihre Gedanken und Erinnerungen an Ostseeurlaube.
Im Mittelpunkt der Blauen Stunde stand aber ihre Autobiografie "Der Rest der bleibt", die sie mit der Journalistin Kerstin Decker geschrieben hat. Das Buch trägt den Titel eines Films, mit dem sie 1991 nach ihren Worten ihre schönste Rolle als Chansonnette Marianne hatte, die sich Hals über Kopf in einen 20 Jahre jüngeren Mann verliebt. Das Buch enthält Briefe und Erzählungen, angefangen von der Scheidung ihrer Eltern hin zum Unfalltod ihres Mannes Rolf Römer (2000) und ihrer Rolle als Frederike im "Tatort" (1999-2006). Zumeist in der dritten Person geschrieben, aber wenn Annekathrin Bürger über sich selbst schreibt, wählt sie bewusst die Ich-Form, denn "die Leute sollen ja auch etwas über mich erfahren", sagte sie. Einige längere Passagen, die sie mit unverwechselbaren Stimme vorlas, reflektierten ihr Leben als unangepasste Schauspielerin in der DDR. So erzählte sie die Umstände eines Briefes an den Staatsratsvorsitzenden Honecker, mit dem sie quasi in letzter Minute die Sprengung des Regierungspalais August des Starken in Dresden 1982 verhindert hatte.
Die Zuschauer im ausverkauften Esprit waren begeistert von der Natürlichkeit der Annekathrin Bürger. "So cool möchte ich mit 75 auch noch sein", meinte Anke Kauffmann. Den Musiker Lutz Pohlers beeindruckte ihre Ausstrahlung: "Die bringt noch so viel Power und Erotik rüber, das ist beeindruckend."

Veröffentlicht in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 25.05.2012, Lokalseite Schkeuditz-Taucha S. 20 (ohne Foto)