Dezember 2025 |
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Als um 22 Uhr das offizielle Stadtfest zu Ende ging, traf man sich im Kulturcafe esprit zu einer “After Show Party” auf Gästeliste. Überraschend und spontan trat da noch Mr. Twist, die Band um den ehemaligen Firebirds und Tom Twist Sänger Stefan “Preston” Klöbzig auf. Eigentlich haben die aber beim Stadtfest in Riesa gespielt, aber ihr ehemaliger Schlagzeuger “Mutz” ist zum Tauchschen mit der Oldy Live Band aufgetreten. Da sind 3 der 4 Musiker von Mr. Twist nach ihrem Auftritt nach Taucha gefahren. Praktisch auf dem Nachhauseweg sind sie am Kulturcafe vorbei gefahren und erinnerten sich an ihren Auftritt als Tom Twist im esprit und haben spontan beschlossen: “Komm wir gehen einfach rein und spielen”. Für die Gäste der After Show Party war das eine gelungene Überraschung. “Man hätte nie gedacht, dass der Abend noch so schön werden würde, war das einhellige Urteil der Gäste im Kulturcafe. So kann auch ein Stadtfest zu Ende gehen.
Das Rittergutsschloss hatte am vergangenem Sonabend gleich zwei kulturelle Höhepunkte zu bieten. Zum einem wurde am Nachmittag die Ausstellung “Form und Farbe” des Grafikers Dieter Billhardt und des Bildhauers Felix Hafner eröffnet, zum anderen fand am Abend das Abschlusskonzerts des Konzertfestivals „Sommertöne“ der Sparkasse Leipzig statt.
Vor 5 Jahren war Udo Nebel mit Nicole Boneberg als “Don’t stop” im Musikcafe und nicht nur für den Berichterstatter wurde es ein unvergessener Abend, war es doch der letzte Auftritt des Duos im Tauchaer Kulturcafe. Nicole zog es nach Bayern und Udo musste sich musikalisch neu orientieren. Seit ca. 1 Jahr tritt er nun mit Mary Schmidt als Duo “Crazy Power” auf. “Damals habe ich ich nur die Akkustik-Gitarre gespielt”, sagte Udo Nebel auf die Vergangenheit angesprochen, “aber heute lassen wir es richtig rocken”. Das ist ihnen auch nachhaltig gelungen. Da gab es einen wirklich guten Mix aus aktuellen Hits, wie Amy Mc Donald oder Adele über den Ostrock (“Zeit, die nie vergeht von Perl oder Citys “Am Fenster”) bis hin zu CCR, Deep Purple (“Child in Time”) und Pink Floyd. Das Ganze natürlich in ihrer eigenen Interpretation ganz nach dem Motto der Band: “Wir wollen Euch rocken !!”. Die Gäste im ausverkauften cafe esprit rockten begeistert mit, sangen vorallem die deutschsprachigen Texte mit und klatschten im Takt. Da hätte man eigentlich keinen Schlagzeuger gebraucht. Aber auch das war eine Premiere im Kulturcafe, Crazy Power trat erstmals als Trio in Taucha auf. An seinem niegelnagelneuen elektronischen Schlagzeug (E-Drum) saß der Hotte. “Im Vordergrund soll für uns der Spaß, die Leidenschaft am Spielen stehen, nur so kommt man glaubwürdig und authentisch beim Publikum rüber” meinte der Schlagzeuger ganz beeindruckt vom beigeisterungsfähigen Publikum im esprit.
Zur Blauen Stunde des Kunst- und Kulturvereins Taucha stand diesmal die Tänzerin, Moderatorin, Kabarettistin und Buchautorin Tatjana Meissner Moderator Roman Knoblauch Rede und Antwort. Die Beiden haben sich 1998 kennen gelernt als sie sich für die mdr-Lottoshow “Tele-Bingo” bewarben. Genommen wurde am Ende nur Tatjana Meissner, die mit Achim Geimer die Sendung 7 Jahre lang jeden Samstag Abend moderiert hat und “immer live”, wie sie unterstrich. Eine gemeinsame Sendung hatten Knoblauch und Meissner schließlich doch noch, die Faschingssendung “Überraschend närrisches Sachsen-Anhalt “, die von 2006 bis 2010 ebenfalls im mdr gelaufen ist.
Dabei hat die gebürtige Tangermünderin an der Leipziger Handelshochschule einmal Betriebswirtschaft studiert bevor sie als freiberufliche Tänzerin und Choreografin im Show-Tanz- Trio “Kora” (nicht zu verwechseln mit dem Gesangsduo Cora) Bühnenerfahrungen sammeln konnte. Im September 1989 war sie mit “Kora” zum ersten Mal im Westen, aber nach der Wende hatte sie wie viele Künstler aus der ehemaligen DDR kaum Auftritte und als Freiberuflerin natürlich auch kein Arbeitslosengeld. Als sie das Plakat aus dieser Zeit den Zuhörern präsentierte und Moderator Roman Knoblauch wissen wollte, wer von den Dreien nun eigentlich Tatjana Meissner ist, antwortete sie schlagfertig: “Die Frau mit dem erotischen Blick”. Damit hat sie das ausgesprochen, was die Zuhörer vielleicht gedacht aber niemals ausgesprochen hätten. “Im Kabarett kann man eben alles sagen und anziehen” ergänzte die Meissner und verwies auf ihr zweites Standbein als Kabarettistin. Begonnen hatte das 1993 als sie mit verschiedenen Comedy-Shows die Kabarett- und Kleinkunstbühnen Deutschlands zu erobern begann. Im April 2009 startete sie ihre Solo-Karriere, nachdem sie viele Jahre mit Andrea Meissner (weder verwandt noch verschwägert) kabarettistisch als “Die zwei Meissners” unterwegs war. Damit nicht genug. Auch als Buchautorin hat sie sich mittlerweile einen Namen gemacht. Begonnen hatte das 2008 als ihr erstes Buch “finde-mich-sofort.de” - die authentische Geschichte wie sie ihren späteren Mann Karsten übers Internet kennen gelernt hat – erschienen ist. Im Oktober letzten Jahres erschien nun ihr dritter Roman “Herr Möslein ist tot”. Damit versetzt sie sich zurück in die ostdeutsche Vergangenheit und aus der Suche ihres Traummannes im real existierenden Potsdam des Jahres 1989 erwächst die autobiografische Geschichte. Doch Herr Möslein ist nicht tot. Den Gegenbeweis trat der Leipziger Christian Möslein aus dem Publikum an, der einmal in Portitz gewohnt hat und das Buch bisher nach eigenem Bekunden noch nicht gelesen hat. Eine unerwartete Überraschung, nicht nur für Tatjana Meissner auch für das Publikum im gut besuchten cafe esprit.
Zum Musikcafe am vergangenen Freitag erlebte das Programm “Hälfte des Lebens” mit vertonter Lyrik aus fünf Jahrhunderten der Band “Eisenheinrich” seine Premiere im cafe esprit. Es war ein ganz spezieller Wunsch von KuKuta-Chef Hans-Jürgen Rüstau. Die “Hälfte des Lebens” ist ein vielfach vertontes und in zahlreiche Sprachen übersetztes Gedicht von Friedrich Hölderlin, der zu den bedeutendsten deutschen Lyrikern zählt. Dabei waren aber auch Gedichte von Goethe, Heinrich Brockes, ein Schriftsteller und Dichter der frühen deutschen Aufklärung , sowie Johann Ludwig Wilhelm Müller, von dem das bekannte Gedicht “Der Lindenbaum” stammt. Jedes Gedicht wurde extra vertont, wie der Gitarrist Ivo Spacek erzählte. Da erklang z.B. der berühmte Lindenbaum “Am Brunnen vor dem Tore ..” im typischen Eisenheinrich-Sound, die Volksliedversion wurde nur kurz angespielt. Zugegeben eine eigenwillige aber auch zeitgemäße Interpretation des historischen Materials. Trotzdem der harte Eisenheinrich-Gitarrensound dominierte eindeutig die vertonte Gedichte, so sehr dass der Text dabei etwas unterging. Etwas leisere Töne, die “Eisenheinrich” ja auch perfekt beherrscht, wären da nach Ansicht des Autors dieses Artikels angebrachter gewesen.
Das Programm “Hälfte des Lebens” stammt von einer gleichnamigen im Jahre 2004 erschienenen CD der Band. Wie Ivo Spacek, der übrigens als Bassist an der Leipziger Oper beschäftigt ist, das Online-Magazin informierte, hat die Band das Programm ursprünglich mit dem bekannten Autor und Radio-Moderator Axel Thielmann (mdr Figaro) aufgeführt. Für “Eisenheinrich” war die esprit-Premiere des Programms aber “ein besonderer Höhepunkt im wunderbaren Ambiente bei tollem Publikum”, wie Spacek es einschätzte. Das Programm war praktisch in das eigentliche “Eisenheinrich”-Repertoire eingebaut und am Anfang und vorallem am Schluss erklangen sie noch einmal die unvergesslichen Eisenheinrich-Hits wie “Ärger”, “Kleine Lady” und natürlich das “Gänselieschen”. Nächsten Freitag (12.04.) ist die Band “Crazy Power” zu Gast im Musikcafe.
“Gib den Wessis eine Chance” so heißt das neue Buch vom Stern-Kolumnisten Holger Witzel, das er zum Abschluss der Lesereihe “Leipzig liest in Taucha” am Sonntag Abend im ausverkauften cafe esprit vorstellte. Der Titel klingt etwas versöhnlicher wie der seines ersten Buches “Schnauze Wessi”, heißt es doch im Untertitel “Neue Beiträge zur Völkerverständigung”. Immerhin versucht er in der Kolumne “Goethes Erben” das Thema wissenschaftlich anzugehen, indem er Karl den Großen mit Helmut Kohl verglich, aber Karl brauchte anders als Helmut der Große mindestens 30 Jahre, um die Sachsen in sein Reich einzugliedern. Verblüffende Parallelen, ala Holger Witzel. Statt eines Vorwortes zitiert es als kleines Dankeschön, unkorrigiert und nur ein wenig gekürzt Reaktionen der Landsleute aus den alten Bundesländern. Von “unbelehrbaren Ossis” bis “Volksverhetzer” ist da alles dabei. Doch auch in diesem Buch bringt Witzel es humoristisch und pointenreich auf den Punkt, z.B. wenn er ironisch fragt, warum das Geld immer nur in eine Richtung fließt.
Auch wenn am Ende nur ca. 130 Gäste am Sonnabend Abend in die Tauchaer Mehrzweckhalle zum Frühlingsball kamen, haben sie ihr Kommen nicht bereut. Im Gegenteil. Sie erlebten einen wunderschönen Abend in einer frühlingshaft geschmückten Mehrzweckhalle. Durch eine Trennwand auf die Hälfte verkleinert war die Halle auf den ersten Blick nicht wieder zu erkennen, gerade richtig auf die Gästeanzahl abgestimmt. “Wir haben uns den Gegebenheiten angepasst” meinte Gastgeberin Margot Witt von Wulf Catering dazu. Ihr Lebensgefährte Carsten Wulf hat den Frühlingsball zum ersten Mal organisiert. Bereits vor 3 Jahren hatte er sich um den Ball beworben, als der damalige Organisator Lutz Ritter sich vom Ball zurück gezogen hatte. Er hatte sich bei Ritter im Vorfeld des Balls noch ein paar Tipps geholt und bei der Werbung die 13 weggelassen, obwohl es der 13. Tauchaer Frühlingsball gewesen ist. “Wir fangen wieder bei Null an und aller Anfang ist schwer” sagte Wulf dazu. Obwohl er sich natürlich mehr Ballgäste gewünscht hat, war er am Ende nicht enttäuscht. “Qualität wird sich durchsetzen” meinte er und ließ keinen Zweifel daran, dass er auch 2014 wieder einen Frühlingsball in Taucha organisieren wird. In der Tat setzt das Frühlingsball-Konzept von Wulf-Catering auf Qualität statt auf Quantität.
Die Qualität fing schon beim Frühlingsbuffet an. Da gab es u.a. Canapes in verschiedensten Variationen, edle Fisch und Käseplatten aus aller Herrenländer, aber auch Haxenpfanne mit Sauerkraut und Schweinemedaillons. Kurz um, für jeden war etwas dabei. “Ein sehr gutes Büffet, hat alles wunderbar geschmeckt. Die Salate frisch, das Fleisch zart und das Gemüse wunderbar” meinte eine Ballgästin aus Leipzig, die mit ihrem Mann zum ersten Mal an einen Tauchaer Frühlingsball teilgenommen hat. Auch die flotte Bedienung sorgte dafür, dass an den Tischen die Gläser nicht leer geblieben sind. Zum Essen gab es sanfte Violinklänge von Katrin Wettin, die mit ihrer Band “Nightshine” den Abend gestaltete. Wettin hat Violine an der Musikhochschule “Carl Maria von Weber” studiert und ihr Repertoire umfasst u.a. Barockmusik, Walzerklänge aus der Feder von Johann Strauß aber auch Popmusik. “Das Programm, was wir zum Essen gespielt haben”, gibt es auch als Konzert”, sagte Wettin dem Online-Magazin. Sie kam mit ihrer Band “nightshine” aus Dresden und hatte sich über eine entsprechende Internetanzeige für den Ball beworben. Auch sie war ein wenig entäuscht, dass es nur so wenige Gäste waren. Dafür lobte sie umso mehr die Stimmung und die Tanzsicherheit der Gäste, insbesondere bei den Standardtänzen Walzer, Rumba und Tango. Ja einige Ballgäste schienen extra für den Abend noch Tanzstunden genommen zu haben. Auch Marita Syrbe von der LVZ war ganz begeistert vom Tanzangebot und meinte: “Das ist für mich ein Ball”. Nach der Meinung etlicher Ballgäste ließ die Band den DJ nicht vermissen und erfüllte die Erwartungen an alle Genres tanzbarer Musik. Ja und stimmlich sind sie vor allem bei Rosenstolz-Titeln fast am Original.
Die Damen hatten sich ballgerecht zurecht gemacht und hatten geschmackvolle Kleider an. Auch die Herren der Schöpfung standen da nicht nach. Kein Wunder, zu später Stunde sollte noch das beste Ballkleid prämiert werden. Das hatte die Moderatorin in des Abend, Sängerin und Violistin der Band “Nightshine” Katrin Wettin zufällig unter den Ballgästen ausgewählt. Am Ende gewann Ramona Regert, die mit ihrem Tanzpartner Manfred Schurig gekommen war, den 100 Euro Gutschein. Das Leipziger Tanzpaar wurde übrigens durch die Presse auf den Ball aufmerksam. Auf seine Eindrücke vom Ball angesprochen meinte der Panitzscher Steffen Grahl: “Qualität setzt sich eben durch” und lobte damit das Konzept des neuen Veranstalters auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. Übrigens wird es am 13. April im Bowllingdschungel einen weiteren Frühlingsball in Taucha geben, organisiert von einem anderen Veranstalter.
Er hat das schauspielerische und kabarettistische Talent von seinem Vater geerbt, aber seine Rollen wie den “Maxe Baumann” spielen, wollte er dann doch nicht: Alexander G. Schäfer, der Sohn des unvergessenen DDR-Schauspielers Gerd E. Schäfer. Am Freitag Abend stellte er in der Lesereihe “Leipzig liest in Taucha”, sein Buch über seinen Vater: “Vorhang auf – Gerd E.Schäfer” vor. Das Buch ist im März vergangenen Jahres im Eulenspiegel-Verlag erschienen und hatte auf der Buchmesse im vergangenem Jahr Premiere. Darin zeichnet Alexander Schäfer auf amüsante Art und Weise den Lebensweg seines Vaters nach. Als Absolvent der “Fritz-Kirchhoff-Theaterschule” nach dem Krieg mit 22 Jahren hatte Gerd E. Schäfer sein Theaterdebüt in Shakespeares “Sommernachtstraum”. Zu den Absolventen der Schule gehörten auch Marianne Wünscher, Fred Düren und Günther Pfitzmann, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband.
Alexander G. Schäfer wollte auch immer nur Schauspieler werden und dem Vorbild des Vaters nacheifern. Dabei hat er einmal Opernregisseur an der Staatsoper Berlin gelernt. Auf den Schauspielberuf heute angesprochen sagte er: “Es ist ein ewiges Kämpfen, aber es kommt leider nicht so viel Qualität nach”. Nicht nur für Besucherin Katharina Lange, die Gerd E. Schäfer gerne gesehen hat, war es ein schönes, interessantes Programm. Ihre Freundin Angelika Behounek aus Bayern ergänzte: “Sehr interessant, so einen Einblick in ein Künstlerleben zu bekommen, das hat mich schon immer fasziniert.”
Seine Erfahrungen aus 30 Jahren Schuldienst hat Uwe Bismark in einem Buch “Letzte Verwarnung !” zusammen gefasst. Ausdrücklich widmet der Borsdorfer Lehrer das Buch “allen Lehrern dieser Welt, die den Kampf für eine gute Erziehung nicht aufgegeben haben”, wie es im Vorwort heißt. Vortrefflich gelingt es Bismark dabei sowohl Lehrer- als auch Schülercharaktere zu zeichnen und das Geschehen wahlweise mal aus der einen oder der anderen Sicht darzustellen. So plant z.B. der Mathematiklehrer Friedel alles minutiös, sogar den Stuhlgang seines Hundes nach dem Motto: “Eine genaue Planung ist alles im Leben”. Dagegen der Schüler Kevin, der seine Eltern schon einmal als “Nervsäcke” bezeichnet, um damit vor seinen Mitschülern zu prahlen. Die Besucher im gut gefüllten cafe esprit erlebten eine kurzweilige und unterhaltsame Lesung, auch weil Bismark am Schluss seiner Lesung noch Stilblüten seiner Schüler aus 28 Schuljahren präsentierte. Christine Müller hat in vielen Passagen des Buches sogar ihre eigene Schule wieder entdeckt. Die pensionierte Lehrerin wünscht sich vorallem, dass sich die Lehrer den Schülern zuwenden möchten und hofft “dass in Sachsen mehr dafür getan wird, um junge Leute hier zu halten”. Für sie gibt es keinen schöneren Beruf als den des Lehrers. Mit diesen Worten endet auch das Buch und Biskmark gibt am Schluss seiner Lesung der Hoffnung Ausdruck, dass die Kollegen auch in 40 Jahren noch solche Bücher schreiben können.
Zu Beginn ihrer Lesung deutete Susan Hastings an, dass es jetzt nicht so kuschelig wird, wie es die Atmosphäre im Kulturcafe eigentlich hergibt. Zunächst nimmt sie die Besucher bei ihrer Lesung aus dem soeben im Plöttner-Verlag erschienenen Buch “Schusterjunge Karl” mit auf eine Reise in das Leipzig vor 200 Jahren, z.B. auf den Fleischmarkt in der Fleischergasse mit viel Geruch. Dabei erinnert sie auch an historische Orte, wie z.B. die alte Bürgerschule, wo sich heute die Moritzbastei befindet. Langsam und behutsam führt sie in das Thema. Doch als plötzlich ein Wagen von Verwundeten durch die Stadt fährt, wird es auf einmal Ernst. Der Schusterjunge Karl wird Soldat und erlebt hautnah, wie sich die angreifenden Armeen über sich wälzen und Freund oder Feind nicht mehr auseinander halten können. “Eine Landschaft voller Leichen, wofür sind die eigentlich gestorben” fragt sich ihr Titelheld und ihm wird auf einmal klar, dass auch er mit Verursacher des Leides war. Die Personen im Roman sind zwar frei erfunden, aber die Schicksale hat sie von tatsächlichen Ereignissen adaptiert. “Ich musste dazu nichts erfinden”, sagte die Autorin dazu. Ihr Anliegen war es gerade mit dem Buch zu zeigen, wieviel Leid hinter den nackten Zahlen der Völkerschlacht steht und wollte bewußt über Menschen schreiben, die keinen Namen hatten. Mit Hinblick auf die Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Völkerschlacht im Herbst diesen Jahres mahnte die Gellert-Preisträgerin: “Das Ganze soll nicht zum Unterhaltungscharakter verkommen” und lehnt bezüglich der Völkerschlacht das Wort Jubiläum strikt ab. Julia Lehne, die Hastings schon bei mittelalterlichen Lesungen auf der Harfe begleitet hat, findet, dass man sich als Leipziger viel zu wenig mit diesem Thema beschäftigt. Durch die Lesung wurde sie angeregt, trotz des Themas das Buch mal zu lesen.