Bettina Baier und Gerd Voigt ließen den Krystallpalast in der Futterkiste auferstehen

Sie, Bettina Baier, hat vergangenes Jahr im Verlag Lehmstedt das Buch „Der Leipziger Krystallpalast – Bau- und Kulturgeschichte des Krystallpalast-Areals“ veröffentlicht, indem sie die wechselvolle Geschichte der einstigen Leipziger Vergnügungsmetropole detailliert nachzeichnet. Er, Gerd Voigt, ist des Öfteren mit Kerzenbalancen und anderen Jonglagen im Haus der heiteren Muse und dem späteren Kystallpalast Varieté aufgetreten und hat 1992 als letzter Künstler auf der abgebrannten Ruine des einstigen Musentempels gestanden. Beide waren am 28. Juni 2019 zu Gast im Saal der Futterkiste zu einer artistischen Lesung des Marienbrunner Literaturstammtisches (MLST). Nach einer Buchpremiere im Herbst vergangenen Jahres, bei der auch Sachsendiva Katrin Troendle, die gemeinsam mit Bert Callenbach in der Magazingasse 4 das neue Krystallpalast-Varieté gründete, zugegen war, bei der es aber nicht nur um das Buch ging, war es quasi die offizielle Premiere des Buches beim MLST.

Bettina Baier zeichnete in drei Teilen, unterstützt durch einige Fotografien, die wechselvolle Geschichte des Krystallpalastes nach. Für die Überleitungen sorgte Gerd Voigt, der mit einigen Jonglagen auf Messers Schneide dem Publikum bewies, dass er auch nach seinem Abschied von der Krystallpalast-Bühne nichts verlernt hat. Der 39-jährigen ausgebildeten Kunsthistorikerin Baier gelang es ausgezeichnet ihre Zuhörer mit auf eine Reise durch die Geschichte des Krystallpalastes Areals zu nehmen, so als ob sie selber einmal in den Gebäuden gestanden hätte. Durch die gezeigten Bilder ließ sie somit u.a. das Schützenhaus, das Trianon, die Alberthalle, den Zirkus Aeros und der Haus der heiteren Muse, die einst auf dem Krystallpalast-Areal an der Wintergartenstraße standen, wieder aufleben. Auf dem 4100 qm großen Gelände konnten sich fast 15.000 Menschen vergnügen. Jeden Sommer gab es bis zu 9 große Sommerfeste. Arthur Nikisch begründete in der Alberthalle die Tradition der Leipziger Silvesterkonzerte, die bis heute besteht. Es gab eine unglaubliche Anzahl von verschiedensten Programmen, die das ungeheure Interesse der damaligen Besucher verdeutlichen.

Für Micha Fritzsche, der einst das Leipziger Arbeiter-Varieté im Haus der heiteren Muse gründete und bei Reiner Süß in der Sendung „Da liegt Musike drin“ einen Auftritt hatte, war der Abend „Begeisterung pur“ und er lobte die gehaltvolle und informative Lesung. Mit Gerd Voigt verbindet ihn eine 50-jährige Freundschaft und Begeisterung am Varieté.

Nach einer kleinen Sommerpause geht es beim MLST am 30. August 19 Uhr in der Futterkiste mit einer Lesung weiter. Zu Gast ist dann Claus Uhlrich, der unter dem Motto „Berühmte Marienbrunner“ an Ruth Pfau erinnern will. Pfau wäre im September 90 Jahre alt geworden und ist vor allem durch ihre Arbeit mit Leprakranken in Pakistan bekannt geworden.

Veröffentlicht am 01.07.19 im MLST-Marienbrunn-Blog unter marienbrunn.wordpress.com/