Die Ausspähpraxis von Internetdaten des US-Nachrichtendienstes National Security Agency (NSA) beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen, seit der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden sie öffentlich machte. Demnach hat die NSA weltweit einen umfassenden Zugriff auf private Daten und die Mitarbeiter könnten die Kontrollinstanzen vor einem Zugriff leicht umgehen. Das Thema Internetsicherheit wird seither verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert. Für die am 10. September 2006 in Berlin gegründete Piratenpartei ist das nichts Neues. Das Internet ist für die Piraten ohnehin ein wesentliches Element der Demokratisierung, was sie aber durch die zunehmende Überwachung massiv gefährdet sehen. Die Partei setzt sich deshalb seit seiner Gründung für ein breites Bündnis aus Parteien, Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften zur Stärkung der Bürgerrechte sowie einen Stopp der Überwachungsideologie ein.
Ende August eröffnete die Partei in der Tauchaer Schlossstraße ihre Geschäftstelle für den gesamten Landkreis Nordsachsen. Dort veranstalteten die Piraten am vergangenem Mittwoch eine sogenannte Cryptoparty, auf der über grundlegende Verschlüsselungs- und Verschleierungstechniken informiert und diskutiert wurde. Zunächst machte Mark Neis, der auf der Landesliste der Piraten für die bevorstehende Bundestagswahl steht, in einer kurzen Einleitung das Ausmaß der Überwachung und Auswertung von elektronisch gespeicherten Daten deutlich. Felix Bokor, der selbst Direktkandidat der Piratenpartei im Wahlkreis 152 ist, zeigte dann mögliche Gegenmaßnahmen auf und erklärte ausfürlich die E-Mail-Verschlüsselung PGP, die Festplattenverschlüsslelung TrueCrypt sowie TOR, ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten. Dabei kam er zu dem überraschenden Schluss, dass auch diese Techniken heute nicht mehr hunderprozentig sicher sind, was natürlich unter den ca. 15 Teilnehmern, zumeist Parteimitglieder, eine rege Diskussion über Sinn und Unsinn solcher Technologien auslöste.
Florian Bokor erinnerte, dass man mit seinen Daten bezahlt, wenn man kostenlose Dienste im Internet in Anspruch nimmt. Die Passwortsicherheit belegte er mit eindrucksvollen Zahlen. Demnach können Passwörter, die nur aus 4 Zeichen und Kleinbuchstaben bestehen in weniger als 1 Minute entschlüsselt werden. Ber einer Passwortlänge von 10 Zeichen mit mindestens einem Sonderzeichen dauert das schon 2108 Jahre. Für Michael Schwipps, der selbst nicht Mitglied der Partei ist aber mit deren Zielen sympathisiert, ist ein Smartphone nichts weiter als ein Computer mit dem man auch telefonieren kann. In seinem etwas provokantem Vortrag “Android – Bürgerrechte bewahren trotz Smartphone” erläuterte er Gefahren als auch mögliche Gegenmaßnahmen. Seine Empfehlung ist nicht nur die SIM-Karte mit einer PIN zu sperren, sondern auch beim Surfen Proxy-Technologien einzusetzen und den Zugang ohnehin durch einen TOR-Client, z.B- Orbot, abzusichern. Zudem sollte die Google-Suchmaschine nur für sehr spezielle Suchen verwendet werden. Einhellig bedauerten die Teilnehmer, dass die Verschlüsselungtechnologie nicht automatisch bei den Providern oder in den Betriebssystemen implementiert sind, was einer Erhöhung der Internetsicherheit nicht zuträglich ist.
Die Priaten wollen die Menschen auch nach der Bundestagswahl weiterhin umfassend über das Thema informieren und weitere Cryptoparties auch im Landkreis veranstalten. Die Veranstaltung am 04. September in Taucha war praktisch der Auftakt dazu.
Veröffentlicht am 06.09.13 auf
www.taucha-online.de
mkudra am 06. September 13
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