Sie hatten es nicht leicht die beiden LVZ-Redakteure Andreas Debski und Olaf Barth, die als Gäste beim nunmehr 13. Politik-Stammtisch zum Thema Journalismus am Mittwoch Abend im cafe esprit teilnahmen. Aber sie schlugen sich wacker, gewährten einen umfassenden Blick hinter die Kulissen, wie die LVZ entsteht und aufbereitet wird und stellten sich der Diskussion. Der stellvertretender Ressortleiter für Sachsen und Mitteldeutschland, Andreas Debski, konnte zudem bei seiner Einführung mit interessanten Zahlen und Fakten aufwarten.
Nach seien Worten stehe die LVZ, die 1894 als sozialdemokratische Zeitung geründet wurde, mit über 207.000 verkauften Exemplaren (Stand Februar 2013) gar nicht so schlecht da. Jährlich sei zwar ein Abgang von 2 % vor allem bei den Abonnenten zu verzeichnen, dafür würde aber Verkauf der Zeitung stetig zunehmen. In ihrer wechselvollen Geschichte war die LVZ während der Nazi-Zeit verboten, in der DDR-Zeit das Organ der SED-Staatspartei und wurde 1991 an die Mediengruppen Madsack und Springer zu je 50 % verkauft. 2009 übernimmt schließlich Madsack die LVZ zu 100%. Zwar gebe es einen regen Artikelaustausch zwischen allen Zeitungen innerhalb des Konzerns, aber die Hauptinforamtionsquelle sind die eigenen Recherchen und die Nachrichtenagenturen, wie die deutsche DPA und die französicche AFP. Dazu kommen noch Pressemitteilungen und Pressekonferenzen, die aber nachrecherchiert werden. In einem so genannten Newsdesk mit insgesamt 12 Arbeitsplätzen laufen alle Fäden zusammen. Dort wird der Hautteil der Zeitung, das so genannte erste Buch mit Titel und überregionalen Seiten komplett gestaltet. Auch zeitlich geht es eng zu. Am Vormittag werden in der Chefredaktion die wesentlichsten Inhalte der nächsten Ausgabe besprochen, erster Redaktionsschluss ist 20.30 Uhr, bis Mitternacht wird permanent aktualisiert. 1 Uhr erfolgt der Andruck für die Stadt-Ausgabe in der Druckerei in Stahmeln. Die Lokalredaktionen, wie z.B. Olaf Barth für Schkeuditz und Taucha, gestalten selbstständig ihre Lokalseiten, da ist aber bereits 19 Uhr Redaktionschluss. Übrigens sind nicht alle gedruckten Ausgaben der LVZ hundertprozentig identisch. Der geübte Leser erkennt das an kleinen Punkten am Ende der Seite. Zuerst werden nämlich in einer ersten Charge die Tankstellen und Bahnhöfe mit der Zeitung beliefert und beim zweiten Druck die Abbonennten und die übrigen Geschäfte. Der Tauchaer Andreas Debski, der seit 1994 in unterschiedlichen Funktionen bei der LVZ gearbeitet hat und von 1996 bis 1998 auch für die Tauchaer Lokalseite, beendete seine Ausführungen mit der Feststellung, dass die LVZ keine politische Richtung vorgibt und natürlich das Lokale im Vordergrund einer Tageszeitung stehen muss. Doch gerade daran entzündete sich die Diskussion, die Reinhard Müller, Moderator und Initiator des Stammtisches, leitete.
Einige Teilnehmer vertraten den Standpunkt, dass insbesondere durch die Kommentare doch eine gewisse Richtung vorgegeben wird. Dazu Debski: “Kommentare sind persönliche Meinungsäußerungen. Die Leser haben die Möglichkeit in Leserbriefen, dem zuzustimmen oder zu widersprechen”. Zudem bedauerte Zaumseil, dass zu wenig Heimatkunde in der Zeitung steht, was seiner Meinung nach die Bürger wollen. In diesem Zusammenhang blickten die Teilnehmer mit Wehmut auf die “Kleine Volkszeitung” zurück. Elke Müller von der Stadtverwaltung stellte die Frage, wo sich die Tauchaer als auch der Landkreis Nordsachsen in der Zeitung wieder finden, in den Raum. Debski und Barth zeigten Verständnis für die Kritik und warben für die neue Blattstruktur, die den Lesern eine bessere Orientierung geben soll. Als Wirtschaftunternehmen müsse sich die Zeitung bestimmten Entwicklungen (Preisen) anpassen, auch wenn man dabei die Seitenanzahl der täglichen Ausgaben reduzieren muss, wie Anfang des Jahres geschehen. Da nun aus rein technischen Gründen der Lokalteil der Zeitung nicht größer als der Hauptteil der Zeitung sein kann, führe das nach den Worten von Debski und Barth manchmal dazu, die Seiten von Schkeuditz/ Taucha sowie Markkleeberg/ Makranstädt unter dem Titel Rund um Leipzig zusammen zu legen. Keinen Zweifel ließ Olaf Barth daran, dass rein zeitungstechnisch Schkeuditz und Taucha zu Leipzig gehören. Wichtige Landesthemen würden sich auf der Sachsen-Seite im LVZ-Hauptteil wieder finden und darüber hinaus hat jeder Tauchaer Abonnent Online-Zugriff auf die Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung. Mehr noch, man kann sich auch für die für die Landkreis-Ausgabe entscheiden und erhalte dennoch den vollständigen Leipzig-Teil, informierte Debski. Die Tauchaer müssen also diesen Weg gehen, wenn man zusätzlich zum Leipzig-Teil noch Informationen aus dem Landkreis lesen will. “Anders gehe es nun einmal nicht”, warb Andreas Debski am Ende einer interessanten und stets sachlich geführten Diskussion noch einmal um Verständnis.
Veröffentlicht am 24.05.13 auf
www.taucha-online.de