Lesung mit Holger Witzel bildet den Schlusspunkt der Lesereihe
Holger Witzel“Gib den Wessis eine Chance” so heißt das neue Buch vom Stern-Kolumnisten Holger Witzel, das er zum Abschluss der Lesereihe “Leipzig liest in Taucha” am Sonntag Abend im ausverkauften cafe esprit vorstellte. Der Titel klingt etwas versöhnlicher wie der seines ersten Buches “Schnauze Wessi”, heißt es doch im Untertitel “Neue Beiträge zur Völkerverständigung”. Immerhin versucht er in der Kolumne “Goethes Erben” das Thema wissenschaftlich anzugehen, indem er Karl den Großen mit Helmut Kohl verglich, aber Karl brauchte anders als Helmut der Große mindestens 30 Jahre, um die Sachsen in sein Reich einzugliedern. Verblüffende Parallelen, ala Holger Witzel. Statt eines Vorwortes zitiert es als kleines Dankeschön, unkorrigiert und nur ein wenig gekürzt Reaktionen der Landsleute aus den alten Bundesländern. Von “unbelehrbaren Ossis” bis “Volksverhetzer” ist da alles dabei. Doch auch in diesem Buch bringt Witzel es humoristisch und pointenreich auf den Punkt, z.B. wenn er ironisch fragt, warum das Geld immer nur in eine Richtung fließt.

Im Publikum entwickelte sich eine interessante Diskussion zum Thema Frauen in Ost und West. Ina Becker, die in (Ost-)Berlin geboren wurde, dann Jahrzehnte im Westen gelebt hat, seit einiger Zeit in Taucha wohnt und damit beide Seiten kennt sagte zum Thema: “Ich kann mir schon vorstellen, dass sich die Wessis ganz schön auf den Schlips getreten fühlen könnten, insbesondere die Frauen, die nur für ihre Männer da waren”. Ausdrücklich betonte sie in disem Zusammenhang, dass sie gut hier aufgenommen und auch angenommen wurde. Sie würde noch noch wünschen, das Ganze mal aus umgedrehter Sicht zu hören. Ein interessanter Vorschlag, vielleicht greift den ein Autor mal auf.

Die Lesung mit Holger Witzel war zugleich der Schlusspunkt der diesjährigen Lesereihe “Leipzig liest in Taucha”. Tobias Meier und Hans-Jürgen Rüstau vom veranstaltenden Kunst- und Kulturverein Taucha ziehen trotz Absagen in letzter Minute (Janins Strahl Österreich und auch Christine Döll) eine positives Resume. Ausdrücklich danken sie ihren Partnern von der Stadtverwaltung, der Stadtbibliothek der Buchhandlung “Leselaune” und natürlich den Mitwirkenden und dem treuen Publikum. Gleichzeitig hoffen sie, dass das Thema “Alles fließt” des neuen Literaturwettbewerbes dei Hobbyautoren zum Schreiben anregt. Auch nächstes Jahr soll es wieder “Leipzig liest in Taucha” geben, “aber da wollen wir wieder versuchen, noch mehr Autoren aus der Region einzuladen”, blickt Meier schon einmal voraus. Auf Grund der enormen Nachfrage gibt es dieses Jahr sogar eine Buchmesse-Nachlese am 26. März im cafe esprit. Da bekommt Holger Witzel seine “zweite Chance”.

Veröffentlicht am 17.03.13 auf www.taucha-online.de