Zur nunmehr 38. Blauen Stunde des Kunst- und Kulturvereins Taucha war am Mittwoch Abend die bekannte Schauspielerin Annekathrin Bürger zu Gast. Mitgebracht hatte sie nicht nur ihre Autobiografie "Der Rest der bleibt", die sie zusammen mit Kerstin Decker geschrieben hat, sondern auch ihre erste eigene CD "Liebe ist das schönste Gift". Die CD ist ihr persönliches Geschenk zu ihrem 75. Geburtag im April und enthält Liebeslyrik und Lieder um die Liebe ausschließlich von Frauen gemacht. Auf Wunsch vom Moderator Tobias Meier erklang dann der Titel "Zeit für Zärtlichkeit" zu Beginn des Gesprächs- und Leseabends . Kurz unterhielt sich Annekathrin Bürger dann mit Tobias Meier und erzählte aus ihrem Leben: Von ihrer Kindheit in Dessau, ihrem Vater Heinz Rammelt, der mit Hans-Joachim Preil befreundet war, ihrem Bruder Olaf Rammelt, der ihre Familiengeschichten "Geliebte Ostsee" mit Zeichnungen illustrierte. Die Familiengeschichten sind vor Kurzem auch als Hörbuch erschienen. Dann konfrontierte sie Tobias Meier mit einem Zitat des bekannten DDR Theaterautoren Rudi Strahl, der über sie geschrieben hatte "die in den Jahren an Talent zu und an Tailenweite abgenommen hat". Schlagfertig und auf natürliche Art konterte sie mit Blick auf Meier: "Ich hoffe, bei Ihnen ist es mal genauso". Meier, der die Bürger vorallem von ihrer Rolle als als Waschfrau Frederike im "Tatort" (1999-2006) kennt, wollte wissen, ob es für sie nicht peinlich gewesen wäre, diese kleine Rolle zu spielen . "Der Tatort war ein Segen, weil wir nach der Wende doch etwas stiefmütterlich behandelt worden", meinte die Bürger dazu und sie hätte versucht mit ein bißchen Talent die Rolle aufzuwerten.
Im zweiten Teil der "Blauen Stunde" stellte sie ihre Autobiografie "Der Rest der bleibt" mit mehreren Lesungen vor. Mit ihrer unverwechselbaren Stimme faszinierte sie die dabei die Zuschauer im ausverkauften cafe esprit, z.B. wie sie nach der Teilnahme am Moskauer Filmfest im Juli 1961, wo sie auch Elisabethn Taylor und Gina Lollobrigida traf, in die Trostlosigkeit der Realität ihrer Berliner Wohnung zurück kehrte. Natürlich ging es da auch um ihren Mann - den unvergessenen Rolf Römer - und sie las aus einem Brief an ihn aus dem Jahre 1964, wo sie sich über Drehbuch und Dreharbeiten zum Deutsch-Jugoslawischen Gemeinschaftsfilm "Mörder auf Urlaub" beschwerte. Unglaublich aber wahr auch die Geschichte aus dem Buch, wie ihr es quasi in aller letzter Minute mit einem Brief an den DDR-Staatsratsvorsitzden Erich Honecker gelungen ist die Sprengung des Regierungspalais August des Starken in Dresden 1982 zu verhindern. Engagiert und eingemischt hat sie sich auch nach der Wende. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Rolf Römer gründete sie den Verein "Kinder vom Don", der russische Waisenkinder unterstützt. Auch wenn das Projekt inzwischen beendet ist, weil es den Kindern besser geht freut sie sich immer wieder, wenn die Kinder anriefen. In ihrer Autobiografie erzählt Annekathrin Bürger über sich selbst, zumeist in der dritten Person, was doch zunächst etwas verwundert. Bewusst wollte sie damit Dinge, die sie auf ihre Art und Weise so nicht schreiben konnte und von der Journalistin Kerstin Decker geschrieben worden, von ihren eigenen Texten abgrenzen, die natürlich in der Ich-Form stehen.
Natürlich hatten die Besucher auch die Gelegenheit das Buch "Der Rest der bleibt" bei Anke Kauffmann von der Buchhandlung Leselaune zu kaufen und sich von Annekathrin Bürger signieren zu lassen. Auch ein paar CDs hatte die Bürger mitgebracht. Der Musiker Lutz Pohlers war begeistert von der Ausstrahlung der Schauspielerin. "Toll wie sie noch Power und Erotik rüber bringt" sagte er dazu. Auch Anke Kauffmann war mehr als begeistert: "So cool möchte ich mit 75 auch noch sein". Ein unvergesslicher Abend im Tauchaer Kulturcafe neigte sich dem Ende entgegen.
Veröffentlicht am 24.05.12 auf
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