Literatur zwischen Liebe, Mord und Gänse- braten
Stimmungsvolle Lesung: Susann Hastings trägt vor, Julia Lehne begleitet sie an der Harfe mit irischen Liedern.„Wir haben uns in unserem kleinen Taucha bewusst auf die wichtigsten Leipziger Autoren begrenzt“, erklärte Hans-Jürgen Rüstau vom veranstaltenden Kunst- und Kulturverein zu Beginn des zweiten Tages von „Leipzig liest in Taucha“, einer der größten Lesereihen außerhalb der Messestadt. Während die Besucher auf der Buchmesse oder beim kompakten Programm von „Leipzig liest“ von einer Lesung zu anderen eilten, sei das hier erfrischend anders, urteilte Susan Hastings nach ihrer Lesung im Café Esprit und hob die enge Kommunikation zwischen Künstler und Publikum hervor.

Hastings war es sofort gelungen, das Publikum im ausverkauften Esprit mit ihrer fiktiven Liebesgeschichte „Der Klang Deiner Worte“ zu fesseln. Das ist ihr einziger Liebesroman, den sie als Mitbegründerin der Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-AutorInnen DeLiA geschrieben hat. Nichts Historisches, wie man sonst von ihr gewohnt ist, aber dafür eine spannende Liebesgeschichte zweier ungleicher Charaktere, deren Liebe von einem Geheimnis überschattet wird. Die irische Landschaft bildet den passenden Hintergrund der dramatischen Liebesgeschichte. Julia Lehne, die selbst ein Jahr in Irland gelebt hat, untermalte die Lesung gekonnt mit alten aber auch modernen keltischen Songs und ließ so den Ort der Handlung lebendiger werden. „Die Harmonie zwischen Lesung und Musik war gut aufeinander abgestimmt und die wiedergegebenen Passagen machen Lust auf mehr“, brachte Heike Lange aus dem Publikum die Lesung auf den Punkt.

Während Hastings ein Buch vorstellte, dass es nicht mehr zu kaufen gibt, las Henner Kotte in seiner anschließenden Kriminacht mit „Im Paradies gibt es keinen Gänsebraten“ aus einem Werk vor, dass es (noch) nicht gibt. Der Krimi soll erst im September zur Eröffnung der Ausstellung „Gauner, Gangster und Ganoven – die großen Kriminalfälle von Leipzig“ im Stadtgeschichtlichen Museum erscheinen. Das Buch enthält unglaubliche, aber wahre Kriminalfälle, wie den betrügerischen Bankrott der ehemaligen „Leipziger Bank“ von 1901 und den Fall einer 1908 in der Pleiße aufgefundenen Schwangeren ohne Kopf und Beine. Schon über 100 Jahre her und doch kam es den Zuhörern irgendwie bekannt vor. „Henner ist ein Freund des schwarzen Humors und die Reaktion des Publikums zeigt, dass er es getroffen hat“, urteilte Hastings über die Lesung ihres Kollegen. Kottes schauspielerische Vortragsweise ohne selbst ein Schauspieler zu sein, hatte wesentlich dazu beigetragen.

Veröffentlicht in der Leipziger Volkszeitung (LVZ) vom 17.03.2012, Lokalseite Schkeuditz-Taucha S. 24 und auf
www.lvz-online.de