"Natürlich ist Taucha keine typische Osterstadt, wie andere Städte" schränkte Nachtwächter Johann Christoph Meissner alias Jürgen Ullrich zu Beginn seines Rundganges ein, trotzdem hat Taucha ein paar österliche Traditionen aufzuweisen. Die über 30 Teilnehmer des Nachtwächterrundganges konnten gespannt sein. Zunächst überraschte Jürgen Ullrich mit seinem neuen Umhang. "Ich habe da ein paar Tantjemen bekommen", sagte Ullrich dem Online-Magazin lachend dazu. Dann ging es im wahrsten Sinne des Wortes auf Spurensuche. In der Glockentiefe erzählte er die Legende wonach ein Kaplan die Glocke der St. Wolfgangskirche, die einmal auf dem Rittergutschloss Taucha gestanden hat, vor anrückenden Truppen dort verstecken wollte. Tatsache ist, nach der Glocke ist nie gesucht worden. In der Neustadt, der eigentlichen Altstadt von Taucha, hatte Jürgen Ullrich tatsächlich ein österliches Brauchtum in Taucha entdeckt. Auf einer Wiese mit Blick zum Rittergutschloss haben um 1830 Wäscherinnen die Idee, um den Kindern eine Freude zu machen, Ostereier zu verstecken. Dabei wurden ca. 1000 Ostereier für 200 Kinder versteckt, wie der Nachtwächter zu berichten wusste. Leider ist diese österliche Tradition bereits nach 10 Jahrne wieder eingeschlafen. Warum bleibt nach Ullrichs Worten unklar. Diese Geschichte hat er übrigens einer Tagebuchnotiz eines Pfarrers in Dewitz zu verdanken. Dann führte Ullrich die Tour durch die Neustadt am Haus in der Kirchstraße 37 vorbei, dort wo der historische Nachtwächter Johann Christoph Meissner tatsächlich gewohnt hat. Meisssner trat nach Ullrichs Worten seinen Dienst vor ca. 175 Jahren an. In den 49 Jahren seiner Nachtwächtertätigkeit wäre er nur 6 Tage als städtischer Bediensteter krank gewesen. Mit dem Hinweis auf "sein" kleines Gärtchen an seinem Haus erläuterte Ullrich, dass das Leben im Mittelalter sehr stark auf die Ernährung konzentriert war.
Am Diakonat am Rudolf-Winkelmann Platz erinnerte Jürgen Ullrich an Friedrich Adolf Ebert, der am 9. Juli 1791 in diesem Haus geboren wurde. Ebert hatte als königlich sächsicher Hofrat und Oberbibliothekar das Bibliotekswesen revolutioniert und sich u.a. für die Anerkennung des Bibliothekars als eigenständigen Berufsstand mit Erfolg eingesetzt. Heute erinnert eine Gedanktafel am Diakonat an den großen Sohn der Stadt Taucha. Am Diakonat gab es dann das Osterwasser. Jürgen Ullrich erläuterte dazu: "Das Schöpfen des Osterwassers hatte früher die Bedeutung einer mittelatlerlischen Taufe." Tatsächlich gab es am Diakonat dann Osterwasser, "das frisch im cafe esprit geschöpft wurde", wie Hans-Jürgen Rüstau, Chef des veranstaltenden Kunst- und Kulturvereins Taucha, erzählte. Nach diesem im warsten Sinne des Wortes feurigen Wassers ging es dann über das ehemalige Eilenburger Stadttor über die Wallstraße und Badergasse zur Quelle des Osterwassers, dem cafe esprit. An der Badergasse rezitierte Rüstau noch Goethes "Osterspaziergang". Im cafe esprit gab es dann erstmal eine Stärkung und noch eine typische Ostergeschichte von einer Großmutter, die neim Querflötespielen, die Eier in der Küche vergaß.
Hans-Jürgen Eich, der erst vor einem halben Jahr mit seiner Frau vom Rhein an die Parthe gezogen ist, sagte zum Osterspaziergang: "Ein sehr interessanter Abend mit breitgefächerten Themen, das ein Bild von der Stadt gegeben hat". Den Nachtwächter kann man das nächste Mal am 28. Mai erleben, da führt er die große KulTour des Kukuta unter dem Thema "Parthe entdecken" auf Entdeckertour an die Ufer der Parthe.
Veröffentlicht am 22.04.11 auf
www.taucha-online.de