Die letzte Lesebühne Taucha des Jahres 2010 war einem der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache gewidmet: Rainer Maria Rilke. Der Kunst- und Kulturverein Taucha knüpfte damit an eine Veranstaltung vom Mai 2005 an, als über 130 Leute in die Tauchaer St. Moritz Kirche kamen. Infolge des anhaltenden, frostigen Winterwetters mit komplizierten Straßenverhältnissen kamen heute Abend aber nur wenige Rezitatoren und Gäste ins cafe esprit. Die Anwesenden ließen sich davon nicht entmutigen. Im Gegenteil, es entwickelte sich eine interessante Diskussion über Leben und Werk des Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 im inneren Zwiespalt zwischen Liebe und Tod gelebt hat. Immer war er auf der Suche nach dem "Vollkommenen", hat u.a. in Prag (seiner Geburtsstadt), München, Wien, Florenz, Sierre im schweizer Kanton Wallis gewohnt und war doch nie wirklich zu Hause. Das machte ihn einerseits zum universellen Europäer, wie Moderator Hans-Jürgen Rüstau eingangs betonte, andererseits aber auch zum empfindsamen, einsamen Menschen, der nie eine echte Begegnung mit einem anderen Menschen hatte. So ziehen sich Liebe und Tod als zwei Leitmotive durch sein dichterisches Werk.
Das machte zunächst Dagmar Ebert deutlich, als sie mehrere Passagen aus dem Rilke-Buch "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" in ihrer ausdrucksstarken Erzählweise rezitierte. Das Buch hatte sie als 10-jährige im Bücherschrank ihrer Eltern gefunden. Es war ihre ersten intensive Begegnung mit dem Dichter. Zum Buch sieht sie auch in der heutigen Zeit noch Parallelen, wenn junge Männer bei Kriegseinsätzen in den Tod gehen müssen. Jörg Mrusek, sonst eher als Musiker in Taucha bekannt, hat sich das "Marien-Leben", eine Sammlung von 15 lyrischen Texten von der Geburt bis zum Tode Mariae aus dem Jahre 1912, vorgenommen und rezitierte u.a. den "Argwohn Josefs". Schließlich demonstrierte Matthias Kudra an Hand einiger Gedichte, wie sich Liebe und Tod wie ein roter Faden auch durch Rilkes Liebesgedichte ziehen. Natürlich durften an diesem Abend auch seine wohl bekanntesten Gedichte "Liebes-Lied", "Der Panther" und "Menschen bei Nacht" nicht fehlen, die auch schon im Mai 2005 in der St. Moritz Kirche zu hören waren.
Die Lesebühne Taucha, die sich in diesem Jahr nach der Abkopplung von der Lesebühne Leipzig des fhl-Verlages eigenständig entwickelt hat, wird im nächsten Jahr fortgesetzt.
Veröffentlicht am 15.12.10 auf
www.taucha-online.de
mkudra am 16. Dezember 10
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