Da kann man so richtig relaxen
- Sängerin Veronika Fischer zu Gast bei "Blauer Stunde" des Kunst- und Kulturvereins Taucha -
Veronika Fischer plaudert mit Tobias Meier über Komponisten, Ost und West und über das SingenDie 23. Tauchaer Blaue Stunde des Kunst- und Kulturvereins (Kukuta) am Dienstagabend war eine ganz besondere. Das gleich in mehrfacher Hinsicht: Innerhalb eines Tages nach Bekanntgabe des Termins waren alle Plätze im Café Esprit ausgebucht. Auf den Tischen lagen zudem Zettel, die Zuschauer hatten so die Möglichkeit, ihre Fragen an den Gast zu stellen und machten auch Gebrauch davon. Kein Wunder, zu Gast war mit Veronika Fischer eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Sängerinnen, die im nächsten Jahr ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum und ihren 60. Geburtstag feiern kann. Für die „Vroni“ war es wohl der kleinste Auftrittsort ihrer Karriere. Aber ausdrücklich lobte sie die gemütliche Atmosphäre: „Da kann man so richtig relaxen“.

Moderator Tobias Meier versuchte einen Spannungsbogen angefangen von der Kindheit der Künstlerin bis in die heutige Zeit nachzuzeichnen, was ihm weitestgehend auch gelang. Begonnen hatte für Veronika Fischer, die aus einer sehr musikalischen thüringischen Handwerkerfamilie stammt, alles in Dresden, wo sie mit 17 ein Studium an der Musikhochschule Carl Maria von Weber aufnahm. Nachdem sie dort ihre Solistenprüfung bestanden hatte, trat sie mit der Fred-Herfter-Combo auf. „Dann standen plötzlich alle Bands vor der Türe und wollten mich abwerben“, aber gelandet sei sie schließlich bei der Stern-Combo Meissen. Mit „Panta Rhei“ fing dann nach ihren Worten der Ernst des Lebens an und sie hatte mit „Nachts“ ihren ersten Hit. In dieser Zeit begann auch ihre sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit Franz Bartzsch, der dann in ihrer ersten eigenen Gruppe „Veronika Fischer & Band“ für die meisten Kompositionen und Arrangements verantwortlich war. „Eine geniale Zeit“, sagte sie rückblickend. Als Franz Bartzsch dann 1980 nach einem Auftritt in West-Berlin im Westen blieb, wurden ihre Auftritte im Osten immer weniger und ihr blieb nichts anderes übrig, als selbst diesen Weg zu gehen, zumal ihr ungarischer Mann Laszlo Kleber und ihr Sohn bereits im Westen waren. Mit einem West-Berlin Visum ausgestattet hatte sie noch ein paar Auftritte in der DDR und blieb dann im Westen. „Aber bereut habe ich es nicht“, sagte Fischer.

„Im Westen war der internationale Markt, als nationaler Künstler war man da nur das zweite Rad am Wagen“ begründete sie, warum sie im Westen nicht unmittelbar an ihren Ost-Erfolg anknüpfen konnte. Trotzdem hat sie einige Alben produziert und nahm 1983 sogar an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil. „Aber da ging es nicht um den 1. Platz, sondern darum, Platten zu verkaufen“, erzählte sie, was ihr auch gelungen sei. Dann kurz nach der Maueröffnung hatte sie in der „Showkolade“ einen unvergessenen Auftritt im DDR-Fernsehen. Nach der Wende lief dann alles wunderbar für „die Vroni“. Sie spielte in großen Häusern mit mindestens 3000 Leuten. Mit welchen Komponisten und Textern sie am liebsten zusammen gearbeitet hatte, wollte Tobias Meier abschließend wissen. Da fielen Namen wie natürlich Franz Bartzsch, aber auch Kurt Demmler, Andreas Bicking, Gerulf Panach und Gisela Steineckert. Musikalisch umrahmten Matthias Voigt und Erik Heyner mit einigen Liedern aus „Vronis“ Zeit die Veranstaltung.

Für die vorwiegend weiblichen Zuschauer war es ein interessanter Abend, ihre „Vroni“ mal so hautnah erleben zu können und doch hatten sie ein wenig vermisst, dass Fischer nicht doch einmal ein paar Texte wenigstens angesungen hat. Die Sängerin sagte dazu „Vom Band singe ich nicht“ – und natürlich war im ausgebuchten Esprit kein Platz mehr für einen Pianisten. Dafür versprach „Vroni“, nächstes Jahr mit einer musikalischen Konzertlesung nach Taucha zu kommen. Die Tauchaer können sich schon jetzt darauf freuen. Zur nächsten Blauen Stunde am 19. Oktober ist der Schauspieler Ernst Georg Schwill zu Gast.

veröffentlicht in der LVZ vom 23.09.10, Lokalseite Schkeuditz- Taucha, S. 24